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Pflicht und Kür für die Eintrachthalle

Eintrachthalle
Eintracht statt Zwietracht

Das Schlimmste hat sich bei der Renovierung der Eintrachthalle nicht bestätigt, stattdessen hat sie laut Architekt bei allen Beteiligten Eintracht gesät, obwohl die vorausgegangene Diskussion um die Zukunft der in die Jahre gekommenen Halle nicht immer einträchtig verlaufen war. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, war der allgemeine Tenor bei der Einweihung am Freitag.

Gäste in der Eintrachthalle
Allgemeines Lob gab es für die sanierte Eintrachthalle: Am Freitag wurde sie mit geladenen Gästen übergeben (Bild), am Sonntag konnte sich die Bevölkerung beim Tag der offenen Tür von dem Schmuckstück überzeugen.

Dass das Musizieren in einer neuen Halle wesentlich mehr Spaß macht als zwischen miefigem Interieur, das zeigte das Spiel des 1. Akkordeonorchesters unter Leitung von Thomas Bauer gleich zu Beginn. Das Orchester bereitete den geladenen Gästen einen schwungvollen Empfang. Als Hausherr begrüßte Bürgermeister Hans Weil die Gäste, obwohl die Halle der Chorgemeinschaft Eintracht Liederkranz gehört.

Doch als der Verein mit den Jahren den Hallenbetrieb nicht mehr aufrechterhalten konnte und die Gemeinde mit dem Verein 1985 einen Erbpachtvertrag auf 50 Jahre schloss, ist die Halle in der Obhut der Gemeinde, die damit auch die Pflicht für ihre Unterhaltung übernommen hat. Bereits damals hatte die Halle ihre besten Jahre hinter sich, und man entschloss sich, blickte Bürgermeister Weil zurück, mit einem Wettbewerb einen Neubau beziehungsweise eine Sanierung anzugehen. Wie man sich erinnert, hatte sich der Gemeinderat für einen Neubau 1990 entschieden, der damals 10,7 Millionen D-Mark gekostet hätte. Wie man heute weiß, ist daraus nichts geworden, da die Gemeinde Pflichtaufgaben vorziehen musste, wodurch das Projekt Neubau auf fünf Jahre verschoben werden sollte. Bis dahin sollte das Notwendigste in der Halle mit 200 000 Mark saniert werden. „1991 hat die Gemeinde dann das Schloss gekauft", sagte Weil und machte eine rhetorische Pause, was das Publikum sofort dazu bewog, die richtigen Schlüsse zu ziehen: Mit dem Kauf des Schlosses sollte nämlich ein Großteil der Haushaltsgelder auf Jahre hinaus gebunden sein und der Neubau rückte damit in weite Ferne.

Nachdem das Gebiet um die Volksbank 2004/2007 zum Sanierungsgebiet erweitert wurde, rückte auch die Eintrachthalle wieder in den Fokus, zumal im Jahr 2005 eine Brandschutzschau Schlimmes zutage gebracht hatte", so der Bürgermeister. „Die Halle hätte eigentlich sofort geschlossen werden müssen." Dies bewog die Verantwortlichen, nach Alternativen zu suchen. Der Ausbau der Zehntscheuer kam ins Gespräch, der Abriss der Eintrachthalle, ein Neubau, aber auch eine Mehrzweckhalle (Sport und Kultur) am Ortsrand. Fördermittel haben letztlich die Gemeinde dazu bewogen, die Sanierungsvariante von heute zu wählen, machte Weil deutlich.

1,4 Millionen Euro netto hat die Halle gekostet, davon erhält die Gemeinde 430 000 Euro Landeszuschüsse, 100 000 Euro brachte die Chorgemeinschaft durch Eigenleistung von über 2000 Arbeitsstunden und einen Teilbetrag ein. „Bleiben rund 900 000 Euro an der Gemeinde hängen. Wenn wir einen Neubau umgesetzt hätten, dann hätte das uns nicht unter 3 Millionen gekostet", stellte Weil klar. „Damit kann der traditionsreiche Kulturverein im Zentrum bleiben, wo er hingehört", bedankte sich Weil bei sämtlichen Beteiligten: „Gemeinsam haben wir an einem Strang gezogen."

Nachdem der Bürgermeister einen vergoldeten Hammer und ein vergoldetes Lot symbolisch für den Umbau an die Chorgemeinschaft überreicht hatte, blickte Kurt Deuschle auf „84 bewegte Hallenjahre" zurück. Der ehemalige Vorsitzende der Chorgemeinschaft versäumte es nicht, die Personen zu nennen, die sich stets mit der Chorgemeinschaft verbunden fühlten, die Namen Christian und Alfred Eisele und Familie Eisele tauchen gleich mehrfach auf, wenn es um entscheidende Schritte des Vereins ging, zum Beispiel als 1926 entschieden wurde, dass eine Halle zum Proben benötigt werde, oder als der Gesangverein Eintracht und der Liederkranz sich nach dem Zweiten Weltkrieg vereinten, aber auch als so hochkarätige Chöre wie die Don Kosaken und die Wiener Sängerknaben durch Sponsoren in der Eintrachthalle engagiert werden konnten. Im Laufe der Zeit wurde die Halle mehrfach umgebaut und erweitert.

„Gemeinsam haben wir die richtige Entscheidung getroffen", sagte Vereinsvorstand Wolfgang Brucker, nachdem er sich beim Gemeinderat, Bürgermeister, Verwaltung, Bauhof, Handwerkern, Ingenieuren, Architekten und Vereinsmitgliedern dafür bedankt hatte. „Die Eintrachthalle ist ein kleines Schmuckstück geworden."

Von einem „nervenaufreibenden Endspurt" sprach Architekt Markus Erz, als er an Bürgermeister Weil symbolisch zwei goldene Schlüssel überreichte, einen für die Gemeinde und einen für die Chorgemeinschaft. „Schon die Baugenehmigung im Dezember habe auf sich warten lassen und wegen des strengen Winters habe man erst im März mit den Rohbauarbeiten beginnen können. Beinahe täglich seien neue Herausforderungen aufgetaucht", beschrieb Architekt Udo Gugel die Sanierungszeit. Dies habe ihn bewogen, die anstehenden Arbeiten zur Halle in „Kür und Pflicht" einzuteilen. „Das Projekt ist eine Mannschaftsleistung", würdigte Erz anschließend alle Beteiligten.

Ein Ende hat nun auch das Zigeunerleben der beiden Chöre, Stammchor und Junger Chor in.takt. Durch die Sanierung waren sie auf andere Probenräume angewiesen. Symbolisch waren deshalb auch die Zigeunerlieder, unter Leitung von Eberhard Klotz, am Schluss der Liedvorträge.